Bürgerinformationssystem
Tatbestand: Auf Anfrage des Eigentümers wurde das Gebäude zunächst von der Unteren Denkmalbehörde der Stadt Erkelenz und in der Folge von der Abteilung Inventarisation des LVR – Amt für Denkmalpflege im Rheinland begangen. Dabei war festzustellen, dass die Voraussetzungen zur Eintragung als Baudenkmal in das Denkmalverzeichnis der Stadt Erkelenz vorliegen.
Das Wohn- und Geschäftshaus wurde 1904 in innerstädtischer Lage am Markt vom damaligen Bauherr Carl Claaßen errichtet. Das dreigeschossige, ca. 9,5 m breite traufständige Haus mit vier Fensterachsen ist Teil der geschlossenen westlichen Platzwand des Marktes und entstand unter Einbeziehung bzw. Umbau von Teilen einer Vorgängerbebauung im historischen Ortskern.
Zum Markt hin zeigt das Haus eine gut erhaltene, bauzeittypisch ornamentierte Putzfassade, lediglich das EG wurde in den 1970er Jahren geöffnet und mit Schaufenstern neugestaltet. Dabei ist die zweite Achse von links ist betont durch breitere (dreiteilige) Fenster, einen Erker im 1. OG sowie ein Zwerchhaus mit zwei kleinen Rundbogenfenstern im Dachbereich; im EG befand sich hier ehemals der von zwei Schaufenstern symmetrisch flankierte Eingang der Geschäftsräume. In der rechten Achse befindet sich der ebenfalls umgestaltete zweite Eingang, der das Treppenhaus und die Wohnräume in den Obergeschossen erschließt.
Unter den Umbauten der 1970er Jahre ist der alte Gewölbekeller im Vorderhaus, der auf die Vorgängerbebauung zurückgeht, erhalten geblieben. Vollständig unversehrt ist das Treppenhaus geblieben, hier ist nicht nur die historische Holztreppe erhalten, zudem sind die repräsentativen Tür-anlagen sowohl zu den beiden Wohnungsetagen als auch zu den auf den Treppenabsätzen befindlichen Toiletten original erhalten. Sehr gut ist auch der Erhaltungszustand der beiden oberen Wohnetagen, jeweils mit einem querliegenden Flur, einschließlich der Zimmertüren bzw. Durch-gänge zwischen den Zimmern.
Auch für das innere Raumbild bedeutend sind die originalen Fenster der Fassade zum Markt, einschließlich der Mechaniken. Die Fassade zum Innenhof ist hingegen schlicht verputzt und hell gestrichen; die Fensteraufteilung entspricht weitgehend der ursprünglichen Aufteilung, Veränderungen wurde jedoch im ersten OG durch eine nunmehr vorgelagerte Dachterrasse vorgenommen. Deutliche Eingriffe wurden auch im Dachgeschoss vorgenommen. Während sich in der Ausbildung der Mansarden noch Reste der historischen Konstruktion befinden, wurde durch die vollständige Öffnung des Dachgeschosses zum Innenhof die historische Substanz weitgehend zurückgebaut.
Die Innenhofüberbauung der 1970er Jahre sowie das in sie einbezogene historische Rückgebäude sind nicht Teil des Denkmals, das sich auf das vordere Wohn- und Geschäftshaus beschränkt.
Der LVR – Amt für Denkmalpflege im Rheinland führt zur Begründung der Eintragung weiter wie folgt aus:
Das Wohn- und Geschäftshaus Markt 6 in Erkelenz ist im Sinne des §2 Denkmalschutzgesetz NRW bedeutend für Städte und Siedlungen, hier die Stadt Erkelenz. Seine Erhaltung und Nutzung liegt aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Als aufgrund der Kriegszerstörungen und des Wiederaufbaus nach 1945 heute seltenes Zeugnis von Architektur und Stadtentwicklung des frühen 20. Jahrhunderts in Erkelenz und seit 1904 kontinuierlich betriebenes, stadtbekanntes Traditionsgeschäftshaus ist das Wohn- und Geschäftshaus Markt 6 bedeutend für Städte und Siedlungen, hier die Stadt Erkelenz.
Überliefert ist, dass der Bauherr Carl Claaßen 1904 von der Brückstraße in das neue Wohn- und Geschäftshaus am Markt zog. Aus dem neuen Geschäft heraus betrieb er ein großes Geschäfsfeld - das Adressbuch von Erkelenz 1912 enthält zahlreiche Anzeigen des Geschäftes, die die Bandbreite des Handels eines über die Stadt hinaus bedeutenden Geschäftes belegen. Noch Umbau und Auftritt des Hauses in den 1970er Jahren haben in der Presse Vergleiche mit einem Ladengeschäft "auf der Kö" (in Düsseldorf) nach sich gezogen.
Über mehr als hundert Jahre bis heute gehört das Geschäft "Classen" in seinem Gebäude am Markt zum Stadtbild. Es steht mit nur noch wenigen anderen Objekten in seiner Nachbarschaft beispielhaft für die späte "Gründerzeit" nach 1900, in der v.a. der Handel auch in den Landstädten eine neue Architektur mit einem Maßstab- und Gestaltungssprung gegenüber der bis dahin vorherrschenden Bebauung hervorbrachte. Fassade und Innenräume des Hauses zeigen anschaulich den gewandelten Zeitgeschmack im Stil des Späthistorismus.
Wissenschaftliche Gründe für die Erhaltung und Nutzung: Das Haus Markt 6 ist geeignet, der Forschung zur regionalen Baugeschichte als Quelle zu dienen, was von besonderer Bedeutung ist, da die Architektur der Gründer- und Kaiserzeit in Erkelenz und darüber hinaus in den Städten des Kreises Heinsberg bislang eher unzureichend dokumentiert und erforscht ist. Ansätze dazu existieren im seinerzeit wirtschaftlich aufstrebenden Erkelenz v.a. in den denkmalgeschützten Geschäftshäusern Markt 4 und Brückstraße 1 sowie der Wohnbebauung an der Theodor-Körner-Straße. Das hier tätige ortsansässige "Baugeschäft und Architektur-Bureau" Andreas & Kleusberg, ausweislich von Markt 6 wohl ein durchaus kompetentes Unternehmen, das solche größeren Bauaufgaben ausführen konnte, ist vor diesem Hintergrund bezeichnenderweise bislang unbekannt (allerdings auch im Adressbuch 1912 nicht mehr nachweisbar). Das Haus ist eine anschauliche Quelle für die wissenschaftliche Forschung zu diesen baugeschichtlichen Aspekten.
Hinzu kommen die vorstehend beschriebenen ortsgeschichtlichen Aspekte in Bezug auf die örtliche Handels- und Wirtschaftsgeschichte.
Städtebauliche Gründe für die Erhaltung und Nutzung: Das Haus bildet gemeinsam mit dem Haus Markt 4 die verbleibenden historischen Elemente der westlichen Platzwand des Marktplatzes und damit das Pendant zum Alten Rathaus auf dem Platz; gegenüber an der östlichen Marktseite / Ecke Brückstraße gibt es ebenfalls nur noch vereinzelt Geschäftshäuser aus dieser Zeit. Im Ortskern von Erkelenz, unmittelbar neben der Kirche St. Lambertus, trägt es entscheidend zur Definition eines von der Geschichte gezeichneten, aber immer noch markanten Platz- und Ortsbildes bei. Beschlussentwurf (als Empfehlung an den Haupt- und Finanzausschuss): „Das Gebäude Markt 6 aus dem Jahr 1904 ist ein Baudenkmal im Sinne von § 2 Abs. 2 Denkmalschutzgesetz NRW. An der Unterschutzstellung besteht ein öffentliches Interesse, weil das Baudenkmal bedeutend für Städte und Siedlungen, hier die Stadt Erkelenz ist. Seine Erhaltung und Nutzung liegt aus wissenschaftlichen und städtebaulichen Gründen im öffentlichen Interesse.
Aus diesem Grund ist das Gebäude Markt 6 als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt Erkelenz einzutragen.“ Finanzielle Auswirkungen: keine Anlage: Eintragungstext im Entwurf
|
|||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||||