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Auszug - Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Kreis Heinsberg ÖPNV  

 
 
22. Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung
TOP: Ö 16
Gremium: Ausschuss für Stadtentwicklung und Wirtschaftsförderung Beschlussart: ungeändert beschlossen
Datum: Di, 03.06.2008 Status: öffentlich/nichtöffentlich
Zeit: 18:00 - 20:10 Anlass: Sitzung
Raum: Sitzungssaal des Rathauses
Ort: Johannismarkt 17, 41812 Erkelenz
III/028/2008 Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Kreis Heinsberg ÖPNV
   
 
Status:öffentlich  
Federführend:Dezernat III   
 
Wortprotokoll
Beschluss
Abstimmungsergebnis

Techn

Techn. Beigeordneter Lurweg führt kurz in die Thematik ein und bittet Herrn Dick als Vertreter des Amtes für Planung und Umwelt des Kreises Heinsberg, das Maßnahmenpaket resultierend aus der Fortschreibung des Nahverkehrsplanes zu erläutern.

 

Herr Dick präsentiert eine Folie (Anlage 5).

Herr Dick stellt dar, dass insbesondere die durch den demographischen Wandel bedingten Änderungen in der Bevölkerungsstruktur bei den vorgesehenen Maßnahmen berücksichtigt wurden. Zur Zeit seien 95 % der Nutzer des ÖPNV im Kreis Heinsberg Schüler. Aufgrund der aus der Studie des Kreises zu diesem Thema entnommenen Entwicklungszahlen sei abzusehen, dass sich insbesondere der Altersbereich der 10-20 Jährigen bis zum Jahr 2020 um ca. 10.000 Jugendliche auf 25.000 verringern wird. Zur Zeit werden jährlich ca. 15.000 Jahresschülerfahrkarten ausgeben. Diese Anzahl wird sich den Prognosen entsprechend um 4000 bis zum Jahr 2020 verringern. Demgemäß werde auch der ÖPNV zurückgeführt werden müssen. Dies bedeute jedoch nicht, dass ganze Linien gestrichen werden könnten, da aufgrund der polyzentrischen Struktur des Kreises Heinsberg und der damit verbundenen Schullandschaft Schüler aller Städte entsprechend pendeln. Zu Spitzenzeiten sei sicherlich nach wie vor eine Auslastung gewährleistet – in den Zwischenzeiten jedoch seien Veränderungen unumgänglich. Da die Kosten für die Schüler größtenteils durch die Schulträger übernommen würden, ergibt sich hier zwar eine Einsparung aufgrund der geringeren Schülerzahlen – durch die notwendige Aufrechterhaltung der Linien die trotz niedrigerer Frequentierung in gewissem Maße erhalten bleiben müsse, bliebe die Belastung der Kommunen durch die Ausgleichszahlungen im Rahmen der Kreisumlage dennoch erhalten.

Die nunmehr vorliegenden Maßnahmen seien aus der entsprechend gebildeten Arbeitsgemeinschaft entstanden, an der auch Vertreter der Bürgermeisterschaft des Kreises beteiligt waren. Zur Berücksichtigung seien hierbei auch die Ergebnisse aus Fahrgast- und Verkehrszählungen gekommen.

Zu den konkreten Maßnahmen stellt Herr Dick Folgendes dar:

 

-          Der bisherige Samstagsverkehr werde kaum genutzt und sei nicht mehr betriebswirtschaftlich haltbar. Hier könnten alternativ Anrufbusse zum Einsatz kommen. Erreicht werde dadurch eine stärkere Mobilität als bisher.

-          Für die Ortsteile würden ebenfalls hauptsächlich Anrufbusse vorgesehen werden. Dieses Modell habe sich im Projektversuch in den Gemeinden Waldfeucht/Gangelt/Selfkant bewährt. Allerdings seien der genaue Ablauf und mögliche Routen derzeit nicht planbar, da keine Erfahrungswerte für den Rest des Kreises vorlägen. Diese müssten in der Anlaufphase ermittelt werden, um dann entsprechend steuern zu können.

 

Allgemein fügte er hinzu, dass bereits jetzt eine höhere Frequentierung des ÖPNV bedingt durch veränderte Kraftstoffkosten bei den Nutzern festzustellen sei.

Hierdurch könnten sich wieder Änderungen im Maßnahmenpaket ergeben, da bei einzelnen Strecken eine Streichung dann nicht mehr zu vertreten sei.

 

Ratsherr Dederichs fragt, welche Einsatzzeiten bei der EK 1 wegfallen würden.

 

Herr Dick erklärt, dass sich der Wegfall auf die Abendfahrten beschränken werde.

 

Ratsherr Dederichs merkt an, dass der Bürger sich im Zuge der stetigen Reduzierung des ÖPNV anders orientiert habe – nunmehr jedoch aufgrund der steigenden Kraftstoffkosten wieder den Umstieg ins Auge fasse. Er fragt, inwieweit das Angebot auf die veränderte Nachfrage geprüft werde. Auch in Bezug auf das gerade verabschiedete Einzelhandels- und Zentrenkonzept sei der ÖPNV hinsichtlich der Auswirkungen auf die Bedürfnisse des Käuferpotentials hin zu prüfen. Zudem zeigte er sich über derzeit irritierende Streckenführungen wie z.B. von Mennekrath über Wockerath nach Erkelenz verwundert. Dies sei in keinem Falle eine bürgerfreundliche Streckenführung.

 

Techn. Beigeordneter Lurweg stellt klar, dass lediglich 5 % der derzeitigen Nutzer keine Schüler seien. Das Thema Bürgerfreundlichkeit betreffe von daher nur einen relativ kleinen Teil der Bürgerschaft. Hier sei ein erhöhtes Angebot den dadurch entstehenden höheren Kosten gegenüber zu stellen, die wiederum von der Solidargemeinschaft aller zu tragen seien.

Herr Dick ergänzt diese Ausführungen dahingehend, dass eine Bündelung in schwach besiedelten Gebieten unumgänglich sei. Hier könne sich evtl. durch die Umsiedlung eine Verbesserung auch der Streckenführungen ergeben, da Erkelenz näher zusammenwachse. Sofern z.B. aber ein Bus zur zweiten Stunde für den Schülerverkehr eingespart werde, habe dies sicherlich Auswirkungen auf die Mobilität des Käuferpotentials. Ebenso sei ein touristisches Potential vorhanden. Beides müsse im jeweiligen Fall geprüft und abgewogen werden.

 

Ratsherr Steingießer bat um Erläuterung der einzelnen Busfachbegriffe und welche positiven Aspekte mit der jeweiligen Form verbunden seien. Darüber hinaus hinterfragte er, in wieweit Optimierungsmöglichkeiten innerhalb des Streckennetzes in Bezug auf Abstimmung der Schulzeiten und somit Kostensenkungen geprüft wurden. Als Letztes stellte er die Frage nach der Abstimmung der Fahrzeiten auf die Bahnanschlusszeiten der jeweiligen Bahnhöfe.

 

Herr Dick erläuterte zunächst die Fachbegriffe:

 

-          Das Anrufsammeltaxi sei nur in den Abendstunden verfügbar und werde in Kooperation mit den Taxiunternehmen realisiert. Der übliche Tarif für die jeweilige Strecke sei hier verdoppelt, da auch Zusatzleistungen angeboten würden (Halt auch zwischen regulären Haltestellen etc.)

-          Der Multibus entspreche dem Anrufbus. Dieser könne eine halbe Stunde vor Bedarf angemeldet werden. Hiernach werde die Strecke benannt. Die Streckenführung sei hier variabel – Umstiege möglich. Der Begriff Multibus habe sich aus einem Forschungsprojekt ergeben, nach dem zunächst auch Zusatzleistungen wie Post- und Paketdienste angedacht waren, die jedoch nicht realisiert werden können.

-          Der Stadtbus bzw. Ortsbus bewege sich innerhalb eines Ortes bzw. innerhalb örtlicher Grenzen wie z.B. in Stadtteilen. In Erkelenz seien dies zur Zeit die Linien EK 1 und EK 2 wobei diese schon zu umfangreich gestaltet seien.

-          Der Schnellbus stellt eine direkte innerhalb und teilweise auch kreisübergreifende Verbindungsachse zwischen den Städten dar.

 

Hiernach stellte er dar, dass bereits vor einigen Jahren seitens der west eine Studie zur Anpassung der Schulzeiten zwecks Abstimmung und Kostenoptimierung des ÖPNV erfolgt sei. In Erkelenz seien die Erkenntnisse aus der Studie vollständig umgesetzt worden, was leider nicht in allen Kommunen des Kreises erfolgt sei. Nunmehr gelte es, die durch Ganztags- und Nachmittagsunterricht erfolgenden Veränderungen zu berücksichtigen. Hier wäre ein Denkmodell vorstellbar, wonach die durch die weiterführenden Schulen bedingten Leerzeiten in den Linien durch entsprechende Spezialverkehre für Grundschulen in den jeweiligen Städten gefüllt werden könnten.

Hinsichtlich der Abstimmung auf die Bahnverbindungen konnte er diese für Erkelenz vollständig als gegeben bestätigen.

 

Ratsherr Steingießer fragt weiterhin, inwieweit der tatsächliche Bedarf an Linien und Fahrzeiten ermittelbar sei.

 

Herr Dick weist darauf hin, dass über den vorhandenen Kundenkreis entsprechende Daten vorlägen. Bezüglich der potentiellen Kundschaft seien jedoch keine Daten vorhanden. Hier sei es Angelegenheit der Kreispolitik den Auftrag zur Ermittlung des Potentials durch weiterreichende Untersuchungen zu erteilen.

 

Ratsherr Münster betont, dass es wichtig se,i die Maßnahmen auch durch entsprechendes Marketing zu publizieren. Gerade in den Ortschaften sei es wichtig, entsprechende Aufklärung hinsichtlich der Änderungen zu betreiben.

 

Herr Dick stimmt dem zu.

 

Berat. Ausschussmitglied Herr Wilms bemängelt, dass kostengünstigere Minibusse nicht eingesetzt würden. Durch die Anrufbusse würde zudem nur Konkurrenz zu den Taxiunternehmen verschärft.

 

Herr Dick stellt klar, dass mit den Taxiunternehmen eine sehr gute Zusammenarbeit geleistet werde – dennoch würden hier weitere Kompromisse beider Seiten erforderlich werden.

 

Ratsherr Dederichs merkt an, dass aufgrund der ganzen noch zu berücksichtigenden Erkenntnisse eigentlich eine Überarbeitung der jetzigen Anpassung des Nahverkehrsplans sowie der für den Winter vorgesehenen Maßnahmen erfolgen müsse. Hier sei nach deren Modifizierung eine weitere Erläuterung durch Herrn Dick sinnvoll.

 

Ratsherr Schmitz fragt nach der Nutzergrenze, ab der eine Linie weiterhin betrieben werden kann. Außerdem gibt er zu bedenken, dass Geringverdienern bei Einstellung frühzeitiger Linien Alternativen fehlen.

 

Herr Dick erläutert, dass ab acht Fahrgästen eine Linie betriebswirtschaftlich fahrbar sei. Es werde jedoch berücksichtigt, alle Ortschaften zu bedienen sowie auch die Ferienzeit sinnvoll abzudecken. Dennoch seien für einzelne Fahrgäste keine Änderungen möglich.

 

Ratsfrau Schroer merkt an, dass sie ein generelles Konzept vermisse. Es liege lediglich eine Liste der möglichen Streichungen vor – nicht jedoch das Konzept, welches ab Dezember realisiert werden solle und wie dies im Detail gestaltet werde.

 

Herr Dick erläutert, dass sich das Konzept hauptsächlich durch den Einsatz des Multibusses darstelle.

 

Der Plan sei sicherlich ein „Streichplan“ auch aufgrund des Kostendrucks durch die Kommunen. Der Multibus als Einrichtung müsse sich erst entwickeln – grundsätzlich gehe der Weg im ÖPNV jedoch weg vom statischen Liniensystem hin zu einer variablen Gestaltung.

 

Bürgermeister Jansen bemerkt, dass die Frage von Frau Schroer absolut nachvollziehbar sei. Er gibt jedoch zu bedenken, dass die Kommunen starken Druck auf die Planung aufgrund der Kosten ausüben – ihm ist bekannt, dass eine andere Stadt bereits überlege, den ÖPNV ganz abzubauen. Der nunmehr vorgelegte Plan sei in der Form eine Neuerung. Jetzt gelte es, neue Fahrgäste zu locken. Dies bedeute die Notwendigkeit einer entsprechenden Marketingkampagne an der auch jeder teilnehmen könne, indem er selbst dafür werbe. Die Feinjustierung könne erst im laufenden Betrieb erfolgen.

Beschluss (als Empfehlung an den Hauptausschuss und den Rat):

Beschluss (als Empfehlung an den Hauptausschuss und den  Rat):

„Die Fortschreibung des Nahverkehrsplanes für den Kreis Heinsberg wird zur Kenntnis genommen. Anregungen im Rahmen der Stellungnahme der Stadt Erkelenz zum Nahverkehrsplan werden nicht gegeben.“

Abstimmungsergebnis: einstimmig (15 Ja-Stimmen)

Abstimmungsergebnis: einstimmig (15 Ja-Stimmen)

Anlagen:  
  Nr. Name    
Anlage 1 1 Nahverkehrsplan (431 KB)