Bürgerinformationssystem

Vorlage - A 61/582/2021  

 
 
Betreff: InHK Markt Information zur Öffentlichkeitsbeteiligung und weiterem Vorgehen sowie Mobilitätskonzept
Status:öffentlich  
Federführend:Planungsamt   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Verkehr und Digitalisierung Entscheidung
22.06.2021 
6. Sitzung des Ausschusses für Stadtentwicklung, Wirtschaftsförderung, Verkehr und Digitalisierung zur Kenntnis genommen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n

Tatbestand:

Im Herzen der Stadt Erkelenz liegt der stadthistorisch bedeutsame Marktplatz. Auf dem Markt befindet sich das Alte Rathaus und nach Norden wird er von der St. Lambertus Kirche begrenzt. Diese Gebäude zählen zu den prägendsten Gebäuden in Erkelenz und machen, mit dem zwei Mal in der Woche stattfindenden Wochenmarkt und der vorhandenen Außengastronomie, den Marktplatz zu einem lebendigen Treffpunkt in der Stadt.

 

Im Rahmen des Integrierten Handlungskonzeptes Erkelenz-Mitte werden unter dem Handlungsfeld „Stadtbild und öffentliche Räume“ sowie Handlungsfeld „Stadtmarketing, Einzelhandel, Gastronomie“ u.a. die Gestaltung des öffentlichen Raumes thematisiert. Während sich die Gebäude überwiegend im privaten Eigentum befinden, sind die Freiräume mehrheitlich öffentliches und kirchliches Eigentum. Neben dem Franziskanerplatz und dem Johannismarkt stellt der Markt einen wichtigen, wenn nicht den wichtigsten und zentralen Platz in der Erkelenzer Innenstadt dar. Am Markt befindet sich eine Nutzungsmischung aus Handel, Gastronomie, Dienstleistung, Ärzten, Wochenmarkt, Parkplatz etc. und vielfältige Anforderungen sind zu erfüllen.

 

Bei der Analyse des Integrierten Handelskonzeptes wurden folgende Schwächen festgestellt:

 

  • Verbesserungspotenzial im Bereich Aufenthaltsqualität
  • Nutzungskonkurrenz (Parken, Märkte, Gastronomie, Veranstaltungen, Verkehrsströme…)
  • Keine Barrierefreiheit (u. a. Altes Rathaus)
  • Fehlende Präsenz / Sichtbarkeit der Kirche
  • Teils ungepflegter Zustand
  • Unnötiger Parksuchverkehr
  • Hohe Präsenz des motorisierten Individualverkehres
  • Mobilisierungshemmnisse bei Leerständen

 

Demgegenüber stehen auch Stärken:

  • Altes Rathaus und St. Lambertus als Wahrzeichen der Stadt
  • Altstadtcharakter
  • Angebotsvielfalt (Wochenmärkte und Veranstaltungen)
  • Ausgeprägte Außengastronomie
  • alter Baumbestand

 

Die Schwächen sollen mit dem Integrierten Handlungskonzept Schritt für Schritt abgebaut werden. So wird derzeit, das Altes Rathaus barrierefrei umgebaut und mit Hilfe des Sofortprogramms Innenstadt des Landes NRW konnten bereits zwei Leerstände beseitigt werden.

Die anderen zuvor genannten Schwächen sollen durch eine neue Gestaltung des Platzes gemindert oder abgebaut und so die Stärken besser betont werden.

 

Das Planungsbüro MWM hat hierzu verschiedene Ideen entwickelt, von welchen nach einer internen Auswahl drei im Rahmen einer breit angelegten Öffentlichkeitsbeteiligung im Mai zur Diskussion gestellt wurden. Die anderen drei Varianten wurden ausgeschieden, da sie nicht multifunktional nutzbar und deshalb nicht genügend Raum für Veranstaltungen darbieten.

 

Leitgedanken bei der Ideenentwicklung:

Damit der Marktplatz an Attraktivität gewinnt und er seiner Funktion als repräsentatives Aushängeschild für Erkelenz gerecht wird, bedarf es ganzheitlicher Umgestaltungs- und Aufwertungsmaßnahmen. Um die Nutzungskonkurrenz auf der Fläche zu verringern und eine Reduzierung von unnötigem Parksuchverkehr zu erzielen, wird vorgeschlagen die Parkplätze vor dem Alten Rathaus neu zu ordnen und zu reduzieren. Besondere Stellplätze wie Behindertenstellplätze, eine Ladezone für Einzelhändler und Marktbeschicker sowie Stellflächen für Fahrräder etc. sollten eingerichtet werden. Die neu gewonnene Freifläche kann dann für Märkte und Veranstaltungen (insbesondere auch kleinere Kunst- und Kulturveranstaltungen) zur Verfügung stehen und die Gastronomen müssen sich an Markttagen nicht mehr einschränken. Derzeit muss beispielsweise an Markttagen das Mobiliar der Außengastronomie teilweise abgebaut werden, um genügend Flächen für Marktstände bereitstellen zu können. Der Rat der Stadt Erkelenz hat zur Unterstützung des Gastronomen beschlossen, dass bereits ab Juni 2021 der Wochenmarkt nicht mehr im Bereich der Fußgängerzone, sondern auf den Stellplätzen stattfinden soll.

 

Hierdurch können auch wertvolle Synergieeffekte und Kooperationen zwischen der Marktnutzung, dem Einzelhandel und der Außengastronomie entstehen. Durch eine Reduzierung der Stellplätze kann zudem das Alte Rathaus neu inszeniert und eine Nutzungsverbesserung der Arkaden erzielt werden. Denkbar wäre auch eine temporäre mobile Nutzung der Arkaden. Dies würde zusätzlich die Flächen westlich des Rathauses mit Blick auf den Lambertusturm bespielen. Das Alte Rathaus rückt durch die Maßnahme wieder mehr in den Vordergrund und kann so seiner historischen Bedeutung gerecht werden.

 

Um eine Gliederung der Aufenthalts- und Bewegungsflächen zu schaffen sollen bei der Umgestaltung unterschiedliche Oberflächenbeläge und raumprägende Bepflanzungen eingesetzt werden. Ziel ist es einerseits den Platz in seiner Gesamtheit wahrnehmbar zu machen und andererseits unterschiedlich genutzte Flächen zu zonieren. Dabei ist zu berücksichtigen, dass Bezüge zur Historie, z.B. mit der Inszenierung des Alten Rathauses und des Marktbrunnens, aber auch die Barrierefreiheit des Platzes zu gewährleisten sind.

 

Wichtig ist, dass eine ausreichend große Fläche multifunktional nutzbar und bespielbar bleibt. Ein Mix aus stationärem und mobilen, generationengerechtem und zeitgemäßen Stadtmobiliar runden die Umgestaltung und Aufwertung des Marktes ab.

Zusätzlich werden mit Begrünungselementen und Baumbepflanzungen Raumkanten geschaffen, die die Attraktivität weiter erhöhen und das Mikroklima am Markt verbessern. Durch das Angebot neuer Sitzmöglichkeiten, die sich teilweise unter den Schatten spendenden Bäumen befinden, werden neue Verweilmöglichkeiten für die Besucher des Marktplatzes geschaffen.

 

Bei der Planung der Baumaßnahme müssen sonstige anstehende Maßnahmen und Veranstaltungen berücksichtigt werden. Insbesondere für den Wochenmarkt, aber auch für jährlich stattfindende Veranstaltungen wie das Adventsdorf müssen Ausweichstandorte eingeplant werden. Da auf dem Markt zeitnah Kanalarbeiten durchgeführt werden müssen, bietet es sich an die Maßnahmen terminlich zu koordinieren um die Beeinträchtigungen, welche eine Baustelle mit sich bringt, zu minimieren.

 

Das Ziel dieser Maßnahme ist es durch die Kombination aus Einzelhandel, gastronomischen Angeboten, stattfindenden Märkten und Veranstaltungen einen Ort der Begegnung und Kommunikation für Jung und Alt zu schaffen, der durch seine gestalterischen Elemente eine hohe Aufenthaltsqualität aufweist und dabei die Historie von Erkelenz in Wert setzt.

 

Insgesamt können so eine Stärkung der Altstadt unter Einbeziehung vorhandener Nutzungen erreicht und qualitätsvolle sowie differenzierte Plätze (Franziskanerplatz, Markt und Johannismarkt) mit jeweils eigenem Charakter geschaffen werden.

 

Öffentlichkeitsbeteiligung:

Vom 08.05.2021 bis 30.05.2021 wurde eine breit angelegte Öffentlichkeitsbeteiligung durchgeführt. Beworben wurde die Beteiligung über die Tagespresse, Internetseite der Stadt Erkelenz sowie die Seite www.erkelenz-2030.de, mehrfach in Social Media, Plakatständer in der Stadt sowie Großflächenplakate und eine Hauswurfsendung an sämtliche Erkelenzer Haushalte. Nutzende welche sich für den Newsletter auf www.erkelenz-2030.de angemeldet haben, wurden zudem per E-Mail auf die Beteiligung hingewiesen.

 

An der Ostpromenade, am Markt sowie an der Stadthalle am Franziskanerplatz wurden die drei Ideen mittels Plakaten vorgestellt. An der Stadthalle fand parallel eine Mini-Ausstellung zu möglichen Bänken sowie des „neuen“ Erkelenzer Pflasters statt. Das derzeit verbaute Pflaster ist nicht mehr erhältlich, sodass bei Baumaßnahmen auf ein angenähertes Modell zurückgegriffen werden soll.

 

Eine Beteiligung war über die Internetseite www.erkelenz-2030.de möglich und mittels portofreier Rücksendung einer Postkarte, welcher der Hauswurfsendung beigefügt war.

 

Stand 02.06.2021 sind über 1.200 Postkarten bei der Stadt Erkelenz eingegangen.

Es bestand die Möglichkeit anzukreuzen, welches Konzept gefällt, Stärken und Schwächen zu benennen und weitere Anmerkungen vorzunehmen. Von der Möglichkeit neben der Auswahl eines Entwurfs weitere Anmerkungen bzw. Stärken oder Schwächen zu benennen haben über 800 Personen Gebrauch gemacht.

Ca. 275 haben lediglich ein Kreuz bei einer Variante gemacht, 43 haben mehrere Kreuze gesetzt und 94 haben nichts angekreuzt, alles durchgestrichen bzw. zum Ausdruck gebracht, dass sie alle Varianten als nicht geeignet ansehen.

 

Auf der Seite www.erkelenz-2030.de sind bis zum 30.05.2021 rund 11.000 Bewertungen zu verzeichnen bei insgesamt ca. 400 Beiträgen. Nutzende hatten dabei die Möglichkeit bereits Geschriebenes zu kommentieren und/oder zu bewerten. Insgesamt sind hier ca. 1.850 Nutzende gezählt. Es bestand die Möglichkeit mehrfach teilzunehmen und/oder auch mehrere Beiträge zu kommentieren. Im Vergleich zur Beteiligung in 2020 zum Franziskanerplatz und Grünring/Westpromenade ist dies eine Steigerung um ca. 750 Nutzende. Zusammen mit den Rückmeldungen aus der Hauswurfsendung ist eine deutlich größere Menge an Personen angesprochen worden.

 

Neben den zuvor genannten Reaktionen erreichten das Planungsbüro und die Stadtverwaltung einige E-Mails und Schreiben mit weiteren Anmerkungen.

 

Speziell für Gewerbetreibende sowie Gastronomen wurden zwei Onlinetermine angeboten (einer vormittags, einer abends). Beworben wurden diese Termine mittels E-Maileinladungen, über den Gewerbering und durch Verteilung einer Einladung rund um den Marktplatz, hierbei wurden auch die Marktbeschicker des Dienstagsmarktes angesprochen und eingeladen.

An den beiden Zoom Konferenzen haben insgesamt 22 Personen teilgenommen.

 

Für Jugendliche wurde eine Zoom Konferenz an einem Samstagmittag angeboten. Beworben wurde diese Veranstaltung über eine E-Mail sowie über die Sozialen Medien. An dieser Veranstaltung haben 9 Personen teilgenommen. Hiervon eine Vertreterin des Jugendzentrums Katho, welche zuvor mit den Jugendlichen des Zentrums über die drei Entwürfe gesprochen hatten und somit die Sichtweise dieser Jugendlichen wiedergeben konnte.

 

Weitere Ausführungen zur Auswertung werden mündlich vorgetragen.

 

Mobilitätskonzept

Auf der Seite www.erkelenz-2030.de sowie an den drei Standorten in der Innenstadt ist neben den Ideen zum Markt das Mobilitätskonzept vorgestellt. Dieses beinhaltete Aussagen zu den Themenfeldern: Fuß- und Radverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, motorisierter Individualverkehr, Logistik und Innovationen. Ziel ist ein Bündel an Maßnahmen um die Erreichbarkeit der Innenstadt mit verschiedenen Mobilitätsarten zu stärken.

 

Zum Thema Reduzierung der Anzahl der Stellplätze auf dem Markt gibt es sowohl digital als analog viele Rückmeldungen. Diese reichen von der Forderung eines autofreien Platzes bis zur Forderung deutlich mehr Stellplätze als jetzt auf dem Markt zu Verfügung zu stellen.

 

Ein Baustein des Mobilitätskonzeptes ist die Schaffung eines Mobilitätshub bzw. einer Mobilitätsstation an der Ostpromenade. Für die Fläche der bestehenden Parkpalette wurde eine Machbarkeitsstudie durchgeführt mit dem Ziel hier 200, und damit eine deutlich höhere Anzahl an Autostellplätzen als derzeit zur Verfügung zu stellen. Gleichzeitig sollen 200 sichere Fahrradabstellplätzen angeboten und Raum für verschiedenste Sharingdienste wie Carsharing, Bikesharing etc., zuzüglicher der Option hier die Haltestelle vom Kölner Tor des Erkabusses zu verlagern, geschaffen werden. Mit einer deutlich erhöhten Taktung des Erkabusses als derzeit wird das Ziel verfolgt, dieses Verkehrsmittel attraktiver zu gestalten. Der Standort Ostpromenade liegt dabei ca. 150 m vom Markt entfernt und ist in 3-5 Gehminuten zu erreichen.

 

Für die zuvor genannten Sharing Dienstleistungen und die Errichtung einer Mobilitätstation hat sich die Stadt Erkelenz für das Programm „Förderung der Vernetzten Mobilität und des Mobilitätsmanagements“ beworben. Die Frist zur Einreichung von Anträgen endete am 01.06.2021. Bei einer Förderung sind bis zu 200.000 € für die Errichtung einer Mobilitätsstation möglich.

 

 

 

Weiteres Vorgehen

Das beauftragte Büro MWM wird aus den drei Entwürfen sowie den Anmerkungen aus der Beteiligung einen Entwurf als Grundlage für den bis zum 30.09.21 zu stellenden Förderantrag fertigen. Nach Bewilligung des Förderantrages ist im zuständigen Fachausschuss ein Baubeschluss zu fassen.

 

Das Mobilitätskonzept wird vertieft und schrittweise auch von den entsprechenden Dienstleistern bzw. Aufgabenträgern umgesetzt.


Beschlussentwurf (in eigener Zuständigkeit):

Die Ausführungen vom Planungsbüro MWM werden zur Kenntnis genommen.“


Finanzielle Auswirkungen:

Haushaltsmittel für den Markt stehen unter dem Produktsachkonto S12010109 für die Jahre 2021 ff zur Verfügung.