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Vorlage - RKS/009/2021  

 
 
Betreff: Vorstellung der Energie- und CO2-Bilanz
Status:öffentlich  
Federführend:Referat für Klimaschutz   
Beratungsfolge:
Ausschuss für Bauen, Betriebe, Klimaschutz und Umwelt Entscheidung
17.03.2021 
4. Sitzung des Ausschusses für Bauen, Betriebe, Klimaschutz und Umwelt ungeändert beschlossen   

Sachverhalt
Beschlussvorschlag
Finanzielle Auswirkungen
Anlage/n

Tatbestand:

Hintergrund:

2015 wurde im Rahmen der Erstellung des Klimaschutzkonzepts erstmals eine Energie- und CO2-Bilanz für Erkelenz auf der Datenbasis 2013 erstellt und Ziele bezüglich der Energieeinsparung und der Reduktion der CO2-Emissionen definiert. Nach fünf Jahren wurde 2020 auf der Datenbasis von 2018 erneut Bilanz gezogen.

Energie- und CO2-Bilanzen dienen der Standortbestimmung auf dem Weg zur Erreichung der selbstgesteckten Klimaschutzziele und bieten die Möglichkeit zum Vergleich mit anderen Kommunen. Die Bilanzen geben nur bedingt Auskunft bezüglich der unmittelbaren Wirkung lokaler Klimaschutzmaßnahmen, zeigen aber an, wie und bei welchen Verursachergruppen (Haushalte, Industrie, Handel, Verkehr,...) sich Verbräuche und Emissionen mittel- und langfristig entwickeln. Dabei sind die Entwicklungen in der Regel das Ergebnis des Zusammenwirkens von lokalen und von übergeordneten Faktoren. Die quantitative Erfassung von Energieverbräuchen und CO2-Emissionen geben zudem Hinweise, wo Erfolge erzielt wurden und wo bei den Klimaschutzanstrengungen ggf. nachgesteuert werden muss. Das quantitative Controlling mittels einer Bilanz ergänzt damit die qualitative Erfolgskontrolle einzelner Klimaschutzmaßnahmen durch die regelmäßigen Sachstandsberichte.

Die vorliegende Bilanz wurde in 2020 vom Institut NOWUM ENERGY der FH Aachen in Zusammenarbeit mit dem Klimaschutzreferat der Stadt Erkelenz erstellt.

 

Ergebnisse:

Die Ergebnisse der Bilanzierung werden von Prof. Dr.-Ing. Isabel Kuperjans von NOWUM ENERGY im Ausschuss vorgestellt. Wesentliche Erkenntnisse sind:

Der Endenergieverbrauch ist im Zeitraum 2013-2018 im Stadtgebiet Erkelenz insgesamt um vier Prozent gestiegen. Die Treibhausgasemissionen sind im gleichen Zeitraum um zwei Prozent gesunken.

Der Endenergieverbrauch der Stadtverwaltung ist im gleichen Zeitraum um 14% und die Treibhausgasemissionen sind um 22% gesunken. Damit sinken die Energieverbräuche und Emissionen der kommunalen Verwaltung deutlich stärker als die der Gesamtstadt.

Die Produktion von erneuerbaren Energien (im wesentlichen Wind- und Sonnenstrom) ist im Betrachtungszeitraum um zwei Prozentpunkte gestiegen. 33% des Strombedarfs auf dem Stadtgebiet in 2018 wurden bilanziell betrachtet durch lokal erzeugten, erneuerbaren Strom gedeckt, der ins Netz eingespeist wird. Nicht erfasst wurde der zusätzlich über Photovoltaik-Dachanlagen erzeugte erneuerbare Strom, der direkt vor Ort als Eigenstrom verbraucht wird und der zukünftig über die Messgröße der installierten Leistung in Kilowatt-Peak (kWp) betrachtet werden soll, um eine präzisere Verfolgung des Ausbaupfades zu ermöglichen.

Bringt man die erfasste Produktion erneuerbarer Energien als vermiedene Emissionen in Ansatz, so liegt der Rückgang der Nettoemissionen in 2018 gegenüber 2013 bei rund 9%. Das im Klimaschutzkonzept definierte Ziel, bis 2020 die Nettoemissionen um rund 12% gegenüber 2013 zu senken, wird damit voraussichtlich nicht erreicht werden. Die Emissionen sind bezogen auf die Bevölkerung in Erkelenz von 8,8 Tonnen pro Einwohner in 2013 auf 8,5 Tonnen pro Einwohner in 2018 gesunken und liegen damit in etwa auf Höhe des Bundesdurchschnitts.

Die Energie- und CO2-Bilanz wird ergänzt durch Handlungsempfehlungen des Instituts NOWUM ENERGY, wo und wie die Stadt Erkelenz steuernd eingreifen kann, um die lokale Klimabilanz in Richtung der nationalen Zielgröße der Klimaneutralität zu verbessern. Im Wesentlichen wurden drei Handlungsfelder identifiziert.

Zubau erneuerbarer Energien: Um in Erkelenz das nationale Klimaziel 2050 der hundertprozentigen Deckung des Strombedarfs durch erneuerbare Energien auch auf lokaler Ebene zu erreichen, sollte der Windausbau um den Faktor 3,3 und der Photovoltaik -Ausbau um den Faktor 3 gesteigert werden, was angesichts der Repoweringmöglichkeiten auf den vorhandenen Windkonzentrationsflächen und der vorhandenen Dachflächen für Photovoltaik machbar ist.

Reduktion des Diesel- und Benzinverbrauchs: Nach Einschätzung von NOWUM ENERGY können durch Ausbau des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) und erhöhte Fahrradnutzung die Gesamt-Emissionen der Stadt Erkelenz um mindestens 14% gesenkt werden. In dem Verkehrssektor werden aber realistischerweise noch größere und notwendige Emissionsminderungen stark von nationalen und globalen Entwicklungen abhängen.

Reduktion des Energiebedarfs von Gebäuden: Um die nationalen Klimaziele 2050 zu erreichen, müssen energetische Auflagen für Neubauten und eine deutliche Erhöhung der Sanierungsquote von bestehenden Wohn-und Nichtwohngebäuden im privaten und gewerblichen Bereich realisiert werden. Das impliziert, dass die Heizenergie klimaneutral sein muss und die Gebäude-Energieeffizienz besser als die gesetzlichen Vorgaben gemäß Gebäude-Energiegesetz ist. So sind notwendige Einsparungen von rund 20% der aktuellen Emissionen in Erkelenz möglich.

Insgesamt ließen sich mit den drei Maßnahmenpaketen 59% der Erkelenzer Emissionen bis spätestens 2050 zurückführen. Bei Gewerbebetrieben und in der Industrie sind über die angesprochenen Reduktionen im Gebäude- und Verkehrsbereich hinaus, weitere Emissionsreduktionspotentiale vorhanden, die aber nicht separat betrachtet wurden.

 

Fazit und weitere Vorgehensweise:

Die Bilanz zeigt auf, dass die CO2-Emissionen in Erkelenz in den letzten fünf Jahren gesunken sind und erneuerbare Energien zugebaut wurden.

Die Ergebnisse liegen allerdings hinter den im Klimaschutzkonzept 2015 definierten Zielen für 2020 zurück. Mit der bisherigen Geschwindigkeit des Ausbaus der erneuerbaren Energien wie auch der Rückführung der CO2-Emissionen sind zudem die nationalen und die internationalen Zielen nicht erreichbar, zu deren Einhaltung sich Erkelenz mit der 2019 verabschiedeten „Selbstverpflichtung für mehr Klimaschutz und Nachhaltigkeit“ verpflichtet hat. Diese Verpflichtung impliziert, dass Erkelenz spätestens 2050 klimaneutral ist.

Der Zielpfad zur Reduzierung der CO2-Emissionen muss daher angepasst und ein Leitbild entworfen werden, wie die langfristigen Ziele hin zur Klimaneutralität zu erreichen sind.


Beschlussentwurf (in eigener Zuständigkeit):

„Die Energie- und CO2-Bilanz und die Ableitungen werden vom Ausschuss zur Kenntnis genommen.

Die Verwaltung wird beauftragt, einen Zielpfad zur Erreichung der Klimaneutralität und ein Leitbild zu Erreichung dieses Ziels zu erarbeiten.“


Finanzielle Auswirkungen:

Keine